Immer wieder komme ich dahin zurück. In guten und starken, in selbstbewussten Zeiten. Und genauso – oder noch ausgeprägter – in Phasen der Unsicherheit: Von meinem Mut hängt es ab. Er stabilisiert mich, er hilft. Nahezu immer. Und momentan – im beruflichen Bastel-Prozess – ganz besonders.
Es gibt vielleicht nichts, was mich an anderen Menschen so sehr fasziniert, wie mutiges Verhalten. Darunter verstehe ich kein kopfloses Hineinspringen in trübe Gewässer. Zu Mut gehören Klugheit und Abgewogenheit. Sonst wird er wahnsinnig und gefährlich. Eine mutige Person denkt nach, wägt ab und traut sich dann. Sie hat Zutrauen zu sich und ihrem Erfolg. Die Gedanken an die Früchte des Wagnisses locken mehr als die kritischen Nein-Sager.
Mut macht frei von dem ewigen Kreisen im Kopf. Dem Abwarten, sich in Gedanken verfangen, hadern.
Ich möchte mutig sein. Ich möchte mich wagen zu träumen und an mich zu glauben. Ich möchte groß denken und mir Ziele stecken, die fast unerreichbar scheinen. Ich möchte mit jeder Pore meines Körpers Zuversicht spüren und Stärke empfinden. Mut bedeutet für mich, meine Kompetenzen und Fähigkeiten zu schultern und sie stolz in die Welt zu tragen. Auf Menschen zuzugehen und ihnen meine Ideen vorzustellen.
Es heißt, ganz im Sinne vom Pippi Langstrumpf zu leben und voll Selbstvertrauen auf Neues zu blicken: „Das habe ich noch nie versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“ Gestärkt von Optimismus möchte ich in die berufliche Welt hinausschreiten und an mich selbst glauben. Ich möchte meine Ideen zuversichtlich präsentieren und Kritik abgewogen aufnehmen. Nicht jedes daher gesagte Wort soll mich ins Straucheln bringen.
Ich möchte Mut aufbringen um neue Wege zu gehen. Um Richtungen einzuschlagen, die kaum jemand ging. Ich möchte mich vorwagen, herantasten und ohne Zweifel Dinge ausprobieren. Und dabei mache ich Fehler. Auf jeden Fall wird mir das passieren. Das wird gut so sein und mich voranbringen. Ich möchte nicht nur kognitiv wissen, sondern auch tief im Herzen spüren, dass die Sackgassen und Irrwege für etwas gut sein werden. Dass ich daraus lernen und gestärkt hervorgehen kann. Ich möchte die Angst abschütteln, Menschen zu enttäuschen. Oder mich selbst. Denn ich wünsche mir eine Welt, in der Mut belohnt und der Weg das Ziel sein kann. So möchte ich mit meinem Wagnis etwas für dieses Ideal tun.
Meine Kinder sollen mich als eine mutige Person erleben. Sie beobachten mein Verhalten, meinen Umgang mit vertrauten und fremden Menschen und übernehmen Teile meiner Sicht auf die Welt. Ich wünsche mir, dass sie die Pippi Langstrumpf in mir sehen. Eine Person, die für sich und andere einsteht und ihren Verstand einsetzt. Und die nicht verharrt und in Schockstarre verfällt, sondern sich engagiert und sogar laut wird, wenn (ihr) Unrecht geschieht.
„Ich schaff das schon, ich schaff das schon, ich schaff das ganz alleine. Ich komme schon, ich komme schon auch wieder auf die Beine. Ich brauch´ dazu, ich brauch´ dazu vielleicht ne´ Menge Kraft, doch ich hab immerhin schonmal, etwas anderes geschafft!“
Dieses Kinderlied von Rolf Zuckowski schmetterte ich schon als junges Mädchen aus vollem Herzen. Gerade denke ich: Das sollte ich wieder tun. Für mich allein. Und mit meinen Töchtern zusammen. Es ging schon immer um Mut. Um Zutrauen – in mich selbst und in eine wohlwollende Umgebung. Schon als Kind brauchte ich immer wieder diese Zeilen, um mich stark zu fühlen. Mir scheint das ist geblieben.
So nehme ich all meinen Mut zusammen und setze meinen Weg fort. Meinen Weg durch das Leben. Mit meinen Kindern an der Hand und Pippi und Rolf im Ohr. Wir schaffen das schon!
„Lass dich nicht unterkriegen! Sei frech, wild und wunderbar!“ (Astrid Lindgren)